Im Interview: Prof. Dr. (mult.) Dr. h.c. (mult.) Walter LealLeiter Forschungs- und Transferzentrum "Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement" an der HAW Hamburg / Mitglied im HOCH-N-Fachbeirat
6. September 2018, von Christine Stecker
Foto: H. Thaemlitz
Sehr geehrter Herr Prof. Leal, was heißt Nachhaltigkeit für Sie?
Leal: Alltäglich mit Vorsicht und Rücksicht handeln, und gleichzeitig an die Zukunft denken.
Was sind in Ihren Augen die drei wichtigsten hochschulinternen Faktoren, damit Nachhaltigkeit an Hochschulen funktioniert?
Leal: die Unterstützung der Hochschulleitung, das Interesse der Kolleginnen und Kollegen, so dass man nicht das Gefühl hat, allein an dem Thema zu arbeiten und die interne Vernetzung
Was sollten Hochschulen jetzt tun, um Antworten auf die großen globalen Herausforderungen zu finden? (Klimawandel, Migration, Ungerechtigkeit, Bevölkerungswachstum, etc.)
Leal: Ihre Lehrangebote und Forschung so gestalten, dass die lokalen und globalen Herausforderungen ausgewogen Berücksichtigung finden: darüber zu sprechen, zu diskutieren, das Bewusstsein zu fördern und die Lust unter den Studierenden zu erwecken, aktiv zu sein.
Was sind die Lücken, die Hochschulen in Deutschland gerade übersehen? (Mit welcher Frage sollten sich Hochschulen aktuell besonders auseinander setzen?)
Leal: Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit; leider scheint es mir häufig so, als ob es zwei verschiedene Welten gibt - Theorie und Praxis - aber Lernen, Denken und Umsetzen gehören zusammen.
Wenn Sie der nachhaltigen Entwicklung Deutschlands aktuell eine Schulnote (sehr gut – unbefriedigend) geben müssten – welche wäre das?
Leal: Dies wäre eine 3. Wir haben sehr viel erreicht, aber es liegt noch viel vor uns.
Wer sind aus Ihrer Sicht die inspirierendsten Treiber für nachhaltige Entwicklung? (Wen sollte man lesen / wem zuhören?)
Leal: Ich greife immer noch auf „Our Common Future“ zu, der Bericht der UN-Arbeitsgruppe zum Thema Umwelt und Entwicklung, zu dem ich als junger Doktorand beigetragen habe. Obwohl es im Jahr 1987 erschienen ist, bleibt es noch hoch aktuell: Es beinhaltet viele der Maßnahmen, die erforderlich sind um Nachhaltigkeit zu realisieren, und die wir bis heute nicht umgesetzt haben.
Was ist Ihr Forschungsschwerpunkt?
Leal: Es gibt einige, wie z.B. die Schnittstelle Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit; die Verbindungen zwischen Nachhaltigkeit und Klimawandel, sowie Information und Kommunikation über Nachhaltigkeitsthemen.
Welchen Mehrwert schafft HOCHN für die eigene Arbeit?
Leal: Durch HOCHN werden die zahlreichen Elemente der Nachhaltigkeitsdebatte zusammen (und nicht getrennt), und holistisch (und nicht monodisziplinär) erarbeitet. Dies ist ein Novum in Deutschland.
Was sollten wir noch über Sie wissen?
Leal: Ich investiere viel Zeit und Mühe in die Dokumentation und Veröffentlichungen von Erfahrungen im Bereich Nachhaltigkeit. Es gibt viele hervorragende Initiativen im Bereich Nachhaltigkeit an Hochschulen, die leider nicht dokumentiert sind, und noch weniger breit kommuniziert werden. Dies zu ändern – dafür setze ich mich seit über 20 Jahren ein. Außerdem organisiere ich seit vielen Jahren eine Reihe von Fachveranstaltungen im Bereich Nachhaltigkeit, die weltweit stattfinden.
Vielen Dank.
Weiterführende Infos: https://www.haw-hamburg.de/en/ftz-nk/publications.html