Im Interview: Prof. Dr. Markus VogtLudwig-Maximilians-Universität München / Teilleitung im HOCH-N-Handlungsfeld Forschung
8. August 2018, von Christine Stecker
Foto: © Photothek / FONA – Forschung für Nachhaltige Entwicklung
Herr Prof. Vogt, was sind in Ihren Augen die drei wichtigsten hochschulinternen Faktoren, damit Nachhaltigkeit an Hochschulen funktioniert?
Vogt: Erstens ein Team von ProfessorInnen, MitarbeiterInnen und Studierenden, die Kompetenz, Leidenschaft und Zeit für das Thema investieren; zweitens Unterstützung durch die Hochschulleitung als Teil der strategischen Planung und drittens Ausdauer und Geschick in der Kommunikation nach innen und außen.
Was sollten Hochschulen jetzt tun, um Antworten auf die großen globalen Herausforderungen zu finden z.B. im Hinblick auf Klimawandel, Migration, Ungerechtigkeit, Bevölkerungswachstum?
Vogt: Ihr Wissen stärker inter- und transdisziplinär vernetzen und den Kontakt mit EntscheidungsträgerInnen in Politik, Wirtschaft und Medien suchen.
Was sind die Lücken, die Hochschulen in Deutschland gerade übersehen?
Vogt: Das Problem, dass der normative Anspruch von Nachhaltigkeit nicht zu gängigen positivistischen Modellen von Wissenschaft passt. Es braucht mehr methodisch-wissenschaftstheoretische Reflexion über den Umgang mit Dilemmatasituationen und den inhärenten Spannungen im Nachhaltigkeitskonzept.
Wenn Sie der nachhaltigen Entwicklung Deutschlands aktuell eine Schulnote von sehr gut (1) bis unbefriedigend (6) geben müssten – welche wäre das?
Vogt: ausreichend (4)
Wer sind aus Ihrer Sicht die inspirierendsten Treiber für nachhaltige Entwicklung? Wen sollte man lesen, wem zuhören?
Vogt: Harald Lesch, Uwe Schneidewind, Georg Müller-Christ, Otmar Edenhofer
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?
Vogt: normative Aspekte von Nachhaltigkeit / Umweltethik; Gerechtigkeit; Friedensethik / politische Ethik, theologische Grundlagen der Ethik
Welchen Mehrwert schafft HOCHN für die eigene Forschungsarbeit?
Vogt: Eine hochmotivierte Gruppe, die sich wechselseitig anregt und dem Thema in Deutschland innerhalb der Hochschulen Dynamik verleiht.
Was sollten wir noch über Sie wissen?
Vogt: Aus 25 Jahren Erfahrung in dem Versuch, dem Thema Nachhaltigkeit in der Katholischen Kirche Gehör zu verschaffen, weiß ich, dass man manchmal einen langen Atem braucht und es sich lohnen kann.
Vielen Dank für das Interview.
Publikationen von Markus Vogt im Kontext von Nachhaltigkeit:
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Prinzip Nachhaltigkeit (3. Aufl. 2013)
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Resilienz – Analysetool sozialer Transformationen? (GAIA 26[2017], Mithg.)
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Religion in the Anthropocene (2017, Mithg.)
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Soziale Ungleichheiten (2017, Mithg.)
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Die Welt im Anthropozän (2016, Mithg.)
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Die Moral der Energiewende (2014, Mithg.)
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Wo steht die Umweltethik? (2013 Mithg.)