Im Interview: Prof. Dr. Günther BachmannGeneralsekretär Rat für Nachhaltige Entwicklung / Mitglied im Fachbeirat von HOCH-N
4. September 2018
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Herr Prof. Bachmann, was sind in Ihren Augen die drei wichtigsten hochschulinternen Faktoren, damit Nachhaltigkeit an Hochschulen funktioniert?
Bachmann: Neugier, Macht und eine aufklärerische Ästhetik des Wissens, die genügend Phantasie für alternative Möglichkeiten erzeugt.
Was sollten Hochschulen jetzt tun, um Antworten auf die großen globalen Herausforderungen zu finden z.B. im Hinblick auf Klimawandel, Migration, Ungerechtigkeit, Bevölkerungswachstum?
Bachmann: Die wichtigste Aufgabe - unter vielen anderen auch relevanten - ist es, den Vorlauf an Wissen, den uns hervorragende Nachhaltigkeitsforschung schafft, an die Studenten weiterzugeben. Auch mit neuen Formen.
Was sind die Lücken, die Hochschulen in Deutschland gerade übersehen?
Bachmann: Mit der Frage, wie vermeidet man, dass Fragen wie Nr. 4 [nächste] gestellt werden?*
Wenn Sie der nachhaltigen Entwicklung Deutschlands aktuell eine Schulnote von sehr gut (1) bis unbefriedigend (6) geben müssten – welche wäre das?
Bachmann: Die Frage ist unsinnig. Eine Welt, die aus Zielkonflikten besteht; eine Welt, die sowohl Begeisterung und Leidenschaft für gute Aktionen kennt wie auch Verzweiflung über soziale Not und ökologische Verluste, eine Welt mit demokratisch-repräsentativer Meinungsbildung und der Mitsprache vieler Menschen: Diese EINE Welt darf man nicht mit einer Zahl messen.
Wer sind aus Ihrer Sicht die inspirierendsten Treiber für nachhaltige Entwicklung? Wen sollte man lesen, wem zuhören?
Bachmann: Begeisternd sind die Erzählungen von Menschen über ihre konkreten Erfahrungen am Arbeitsplatz, auf dem Sportplatz oder sonstwo: Über das, was geht und das, was (noch) nicht funktioniert hat. Und was sonst noch geschah.
Was ist Ihr Tätigkeitsschwerpunkt?
Bachmann: Querdenken und Querpolitik
Welchen Mehrwert schafft HOCH-N für die eigene Arbeit?
Bachmann: [HOCH-N] fördert die Nutzung des Nachhaltigkeitskodex und macht die Verantwortung aller Hochschulangehörigen konkret, auf allen Ebenen.
Was sollten wir noch über Sie wissen?
Bachmann: Für die Generation Golf war Nachhaltigkeit nur semantischer Goldstaub. Heute ist Nachhaltigkeit ein lebendiges Konzept, für Viele auch ein Kern für Inspiration, ein Augenöffner, ein Signal für Orientierung in der Not. Dieser Unterschied sollte radikal nützlich sein.
Vielen Dank.
*Das Interview erfolgte schriftlich. Weiterführende Informationen: www.nachhaltigkeitsrat.de