Zweites Logbuch der Veränderung
5. Januar 2021
Foto: Adam Nieścioruk/Unsplash
Mit der Leitfrage "Wie geht Nachhaltigkeitsforschung zur Corona-Pandemie?" ist vor Weihnachten 2020 das zweite "Logbuch der Veränderung" der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) gestartet.
Corona ist ein disruptives Ereignis. Dadurch bietet sich ein Gelegenheitsfenster, um gesellschaftlichen Wandel in der Perspektive der sozial-ökologischen Forschung wie unter einem Brennglas zu untersuchen. Es stellt sich die Frage, was jetzt untersucht werden sollte/könnte, um Ziel-, System- und Gestaltungswissen für sozial-ökologischen Wandel zu generieren und dadurch einen Beitrag zur Nachhaltigkeitstransformation zu leisten.
Ein Forschungsansatz von vielen verschiedenen Möglichkeiten ist das bürgerwissenschaftliche Projekt „Logbuch der Veränderungen“ der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Im Logbuch dokumentieren Bürgerinnen und Bürger ihre Beobachtungen zu Veränderungen im Alltag. Seit dem 16. Dezember kann man wieder mitmachen. Forschen Sie mit unter: https://logbuch-der-veraenderungen.org
Sie können Ihre Beobachtungen zu folgenden Leitfragen schildern:
- Wie ist Ihr Rückblick auf neun Monate Corona-Pandemie? Welche Veränderungen sind schon Alltag?
- Wo beobachten Sie Veränderungen gegenüber dem ersten Lockdown?
- Wie wollen Sie Weihnachten feiern? Haben Sie sich zum neuen Jahr etwas Besonderes vorgenommen, das Sie tun möchten?
Bereits am 26. März ging das Logbuch Forschungsprojekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde online. Insgesamt 906 Logbucheinträge, darunter 474 Einträge von Mehrfachschreiber*innen, sind bislang eingegangen, die sich über drei Erhebungsphasen verteilen:
- 1. Lockdown (26. März bis 19. April 2020) mit 409 Einträgen,
- erste Lockerungen (20. April bis 24. Juni 2020) mit 419 Einträgen und
- Neue „Normalität“ (1. bis 15. September 2020) mit 78 Einträgen.
Die Logbuchschreiber*innen stellen in der qualitativen Tagebuchstudie eine Fülle an Beobachtungen aus ihrem Alltag inmitten drastischer Veränderungen bereit. Das Material beschreibt unmittelbar gesellschaftliche Umbrüche, weil die Bürgerinnen und Bürger praktisch seit Beginn des ersten Lockdowns aus ihrer Perspektive schreiben und auswählen, was ihnen wichtig ist.
Aus dem Material hat das Forschungsteam bislang 25 Alltagspraktiken und Routinen identifiziert, die sich in der Pandemie verändert haben. Das sind Alltagshandlungen, die von den vorhandenen materiellen Voraussetzungen (z.B. Infrastruktur, Dinge, Geräte), den Kompetenzen (z. B. Wissen, Fähigkeiten, Erfahrungen) und dem Sinn, den die Menschen in einer Handlung sehen (z.B. Werte, Motive, Emotionen), geprägt wird. Beispiele sind Spazierengehen, die Planung von Einkäufen, Arbeiten von zu Hause oder Video-Konferenzen.
„Diese Praktiken schauen wir uns genau an, um zu analysieren, wie Menschen die erzwungenen Umbrüche gestalten. Wir fragen, ob sie dadurch eine Veränderungskompetenz erworben haben und ob man diese auch für den Umgang mit Nachhaltigkeitsherausforderungen wie den Klimawandel nutzen kann,“ skizziert Benjamin Nölting den Forschungsansatz des Logbuchs.
Ganz andere Zugänge zum Thema Nachhaltigkeit und Corona bieten die Fachbeiträge im ersten Teil des Special Issue „Sustainability and Adaptation: Navigating COVID-19“ in Sustainability Management Forum | NachhaltigkeitsManagementForum. Volume 28, Issue 3-4 , Part 1 (pp. 73-92).
Der Call for Paper für das Special Issue läuft weiter: https://www.springer.com/journal/550/updates/17868066
Es wird u.a. von Prof. Dr. Edeltraut Günter und Prof. Dr. Benjamin Nölting herausgegeben, die im HOCHN-Verbund mitgearbeitet haben. Artikel und Diskussionsbeiträge sind willkommen.