
15.5.2018: Hochschulspezifischer Nachhaltigkeitskodex vorgestellt
15. Mai 2018
Am 15. Mai 2018 stellten die Mitglieder des Arbeitsschwerpunkts "Nachhaltigkeitsberichterstattung" im BMBF-geförderten Projekt "Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln - vernetzen - berichten (HOCH-N)" gemeinsam mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) den verabschiedeten hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex, kurz HS-DNK, im GIZ-Haus vor knapp 100 HochschulvertreterInnen in Berlin vor.
Mit diesem Meilenstein im HOCH-N-Projekt liegt nun erstmals ein niedrigschwelliger Einstieg in die einheitliche Nachhaltigkeitsberichterstattung für Hochschulen in Deutschland vor. Anhand von 20 Kriterien aus den Bereichen Strategie / Prozessmanagement: Governance / Umwelt: Betrieb / Gesellschaft können Hochschulen auf das Wesentliche fokussiert berichten.
Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rats für Nachhaltige Entwicklung, begrüßte die Anwesenden und freute sich, dass sie mehr als 40 Hochschulen repräsentieren - immerhin zehn Prozent aller deutschen Hochschulen. Insbesondere Hochschulen seien wichtige Treiber zur Transformation in Richtung nachhaltiger Entwicklung. Dabei stehen sie wie die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vor der Herausforderung, nachhaltige Entwicklung in die eigenen Strukturen zu überführen.
Florian Frank aus dem Referat "Grundsatzfragen Nachhaltigkeit, Klima, Energie" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hob in seiner Keynote hervor, dass Nachhaltigkeitsmanagement auf Basis der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule erfolgt. Der Kodex hilft den Hochschulen dabei, stellt jedoch keinen Endpunkt dar, sondern bedarf der Anwendung, Erprobung und Anpassung.
Prof. Dr. Jetta Frost, Vizepräsidentin der Universität Hamburg, zeichnete bildhaft eine Perspektive für Hochschulen auf dem Nachhaltigkeitsweg auf. Anhand von drei Thesen, bei denen sie mit dem Bild der Landkarte spielte, machte sie deutlich: "the map is not the territory". Der Nachhaltigkeitsbegriff ist nicht zu eng zu definieren, müsse Ambiguität und Interpretationsspielräume zulassen ohne jedoch austauschbar zu werden (These: "Nachhaltigkeit ist ein flotierender Signifikant"). Darüber hinaus verwies sie darauf, dass Hochschulen Orte des "intellectual risk taking" seien und damit nicht klassischen Nutzungskriterien unterliegen (These: "Qualitäten der Berichterstattung nicht auf quantitative Faktoren reduzieren"). Um nicht der Gefahr zu unterliegen, nur selbst definierte Probleme zu lösen, können kognitive Landkarten als Navigationsinstrumente für unbekanntes Terrain herangezogen werden (These: "Die Bearbeitung von Sustainable Challenges erfordert viele Landkarten").
Prof. Dr. Gerhard de Haan, Freie Universität Berlin und Prof. Dr. André Niemann, Universität Duisburg-Essen als Leitungen im HOCH-N Arbeitspaket "Nachhaltigkeitsberichterstattung" reflektierten den vorangegangenen Erstellungsprozess sowie die Testung des Standards innerhalb von HOCH-N. de Haan ermunterte dabei die anwesenden HochschulvertreterInnen zügig in die Berichterstattung einzusteigen. Niemann verwies auf den erleichterten Einstieg, den der HS-DNK bietet und betonte, dass Studierende als Vernetzungspartner intensiver eingebunden werden können.
Prof. Dr. Alexander Bassen, Projektleiter HOCH-N und gleichfalls Leitung im Arbeitspaket Berichterstattung der Universität Hamburg stellte die Kriterien im Einzelnen vor. Insbesondere im Bereich Umwelt wird deutlich, dass mit den Kriterien individuell umgegangen werden muss. Wenn beispielsweise Liegenschaften nicht der Hochschule gehören, ist der Einflussbereich begrenzt. Bassen kündigte an, dass zum nun vorliegenden Kriterienkatalog des HS-DNK ein Leitfaden mit detaillierteren Ausführungen und Praxisbeispielen erarbeitet wird. Dieser soll im Sommer 2018 vorliegen.
In einem Fishbowl-Format diskutierten ErstanwenderInnen im Anschluss über ihre Erfahrungen, darunter die Studentin Laura Schüler, die mit der Studierendeninitiative oikos den Nachhaltigkeitsbericht der Universität Bayreuth erstellte sowie Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie an der Freien Universität Berlin und Prof. Dr. Klaus Helling vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Universität Trier.
Das weitere Wissenschaftsteam des HOCH-N-Arbeitsschwerpunkts Nachhaltigkeitsberichterstattung: Coco Klußmann (FU Berlin), PD Dr. Remmer Sassen (Uni Hamburg) und Elisa Gansel (Uni Duisburg-Essen), Foto: David Ausserhofer@Rat für Nachhaltige Entwicklung
Titelfoto v.l.n.r.: Prof. Dr. André Niemann, Prof. Dr. Gerhard de Haan, Marlehn Thieme, RD Florian Frank, Prof. Dr. Alexander Bassen, Prof. Dr. Jetta Frost
Zum hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex (deutsch)
Zum hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex (englisch)
Zur Präsentation vom 15. Mai 2018